Die EKD und der Mond
Zwischenruf zu einem missglückten Impuls von Oben
Von Hans-Jürgen Volk
Vom Mond aus schaut unser Planet wohl immer noch eindrucksvoll schön aus. Die Schäden wird man kaum erkennen. Manchmal drängt sich der Eindruck auf, dass manche EKD-Verantwortliche auch aus so einer "Mond-Perspektive" heraus agieren. Der Blick für Feinheiten und Details scheint bedenklich unterentwickelt.
Zuerst habe ich gedacht, dies sei eine Satire Aktion von Fabian Köster oder Mario Barth. Aber nein, es ist wirklich ernst gemeint. Um 19 Uhr sollen alle evangelische Christen auf dem Balkon oder im Garten das alte Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" anstimmen. "Denn Singen verbindet und tut gut" so heißt von Seiten der EKD.
Nun gehen von der EKD und vor allem von den evangelischen Landeskirchen in Zeiten der Corona-Krise tatsächlich viele wertvolle Impulse aus. Allerdings ist diese Aktion ein Akt der Unachtsamkeit, der die vielen Initiativen von Kirchengemeinden, die es seit Beginn der Corona-Krise gibt, schlicht übergeht.
In meiner Region beteiligen sich etliche Gemeinden an der Aktion "Licht der Hoffnung". Um 19 Uhr läuten unsere Glocken und laden ein zur Fürbitte und zum Beten des Vater-Unsers.
Zeitgleich werden Kerzen als Hoffnungszeichen in die Fenster der Häuser gestellt. Andere, auch evangelischen Gemeinden haben sich der Initiative des Erzbistums Köln angeschlossen und lassen um 19.30 Uhr mit ähnlicher Intention die Glocken läuten. Hierbei geht es auch um Dank an die vielen Berufsgruppen, deren "Systemrelevanz" jetzt deutlich wird. Die kirchliche Basis hat mit zahllosen Initiativen und viel Kreativität auf die jetzige Situation reagiert.
In so einer Situation ist es entscheidend, dass die unterschiedlichen kirchlichen Ebenen achtsam miteinander kooperieren im Wissen darum, dass das Entscheidende vor Ort geschieht. Und da ist Vielfalt durchaus eine Stärke. Die Evangelische Kirche im Rheinland bündelt z.B. die Online-Aktivitäten und Ideen auf ihrer Homepage. Das ist hilfreich.
Deutlich wird einmal mehr, dass die EKD-Ebene ein Wahrnehmungsproblem hat und zur Übergriffigkeit neigt. Oft genug wird dadurch die Arbeit vor Ort mehr behindert als gefördert. Wenn man schon meint, solche Aktionen anregen zu müssen, sollte man sich vorher erkundigen, was bereits alles geschieht.
"Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat." (1. Petrusbrief 4,10)