Anfragen an das rheinische Trainerteam…

Von Willi Müller-Schulte
(Vorsitzender der MAV im Kirchenkreis Simmern-Trarbach)


Was passiert derzeit mit unserer evangelischen Kirche? Was passiert mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im diakonischen und verfasst kirchlichen Dienst?

Der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski spricht davon, dass vor der rheinischen Kirche ein gravierender Sparkurs liege, sie danach aber weiterhin in der Champions League mitspiele. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass sich die Kirchenleitung als das Trainerteam sieht? Ich will diesen Ball aufgreifen angesichts der möglichen Trainingseinheiten, die die Mannschaft, also die Kirche, zu erwarten haben und Anfragen stellen.

Was ist das für ein Trainerteam, das ohnmächtig zusieht, wie sich die Arbeit in den diakonischen Arbeitsfeldern immer mehr verdichtet, weil die Refinanzierungen hinten und vorne nicht stimmen? Wo sich Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer abstrampeln, um schwarze Zahlen zu schreiben, ihnen das aber legal fast unmöglich gemacht wird und Mehrstunden, Verzicht auf Jahressonderzahlungen oder Verlagerung von Arbeitsplätzen erfordern?

Was ist das für ein Trainerteam, das auf landeskirchlicher Ebene von möglichen betriebsbedingten Kündigungen spricht, was dazu führt, dass Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen, damit zum Beispiel Pensionsansprüche von Pfarrer und Kirchenbeamten nicht gefährdet werden?

Was ist das für ein Trainerteam, das den Mitarbeitern in den Verwaltungen und Gemeinden so viele Baustellen öffnet, dass sie chronisch am Limit ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten müssen und keine Räume mehr für Innovationen haben?

Was ist das für ein Trainerteam, das als Leitbild den flexiblen, belastbaren, kreativen und immer erreichbaren Mitarbeiter hat?

Was ist das für ein Trainerteam, das die Veränderungen nur durch das Entziehen von Geld zu erreichen sucht? Es geht eine Angst um den Bestand der Gemeinden und der Kirchen vor Ort in der Landeskirche um. Dieser Druck wird auch den Kirchenkreis Simmern-Trarbach als den kleinsten der Landeskirche treffen. Und er wird sicher, um erhoffte Synergieeffekte zu erreichen, zu Diskussionen über Fusionen mit Nachbarkirchenkreisen führen.

Was ist das für ein Trainerteam, dass für gute Arbeit und Engagement weitgehend blind ist, wenn ohne Not ein rein betriebswirtschaftliches Denken vorherrscht, wodurch gerade die strukturschwachen Gebiete, wo an die Mitarbeiter schon jetzt oft weitaus höhere Anforderungen gestellt werden, benachteiligt werden?

Und was ist das für ein Trainerteam, das fast 1/4 des gesamten Kirchensteueraufkommens für die Rente von 10 Prozent des gesamten Teams ausgibt und dabei Geld aus dem Haushalt nimmt, das der laufenden Arbeit entzogen wird? Und das, ohne das vorgegebene Szenario mit Zahlen zu untermauern.

Was unterscheidet dann dieses Team von Volkswagen AG, RWE oder BASF? Können so für das Team neue Mitspieler noch gewonnen werden?

In unserem Land gibt es eigentlich ganz andere Probleme als unsere Ruhestandsgehälter. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander, Altersarmut wird verschärft auftreten. Eigentlich brauchen wir hier ein Trainerteam und eine Mannschaft, die sich dieser Probleme annimmt und so wie Superintendent Reuß oder Pfarrer Bartels im 19. Jahrhundert im Hunsrück diakonische Meilensteine setzen. Das Geld ist in einer der reichsten Kirchen der Welt da, bei einem geschätzten Kirchensteuerjahresaufkommen von 600 Millionen Euro für das Jahr 2013.

Blicken wir noch zu einem mitspielenden Team, das ebenfalls einen neuen Cheftrainer hat. Der sagte: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“
Dieser Sicht kann ich mich nur anschließen – auch für unsere evangelische Kirche.

 

 

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