Sparen in fetten Jahren!

Kommentar zur Landessynode 2015 der EKiR
Von Siegfried Eckert

Unter der Losung „WIE GOTT ZUR WELT KOMMT“ hat die zweitgrößte und finanzstärkste Landes-kirche der EKD auf ihrer rheinischen Synode in Bad Neuenahr den eingeschlagenen Sparkurs unge-bremst fortgesetzt. Bei vier Enthaltungen wurde das alternativlos vorgelegte Paket „Haushaltskon-solidierung“ ohne größere Widerstände angenommen. Strategische Ziele, wie es neuerdings heißt, blieben im Nebel. Der rheinischen Kirchenleitung ist unter Federführung von Präses Manfred Rekowski damit eine kommunikative  Meisterleistung gelungen. Bis 2018 sollen insgesamt jährlich 20. Mio. € auf landeskirchlicher Ebene eingespart werden; Fragen bleiben. Stimmen die Zahlen? Eine im Übergang auf eine kaufmännische Buchführung befindliche Landeskirche ist nur begrenzt in der Lage belastbares Zahlenmaterial vorzulegen. Oder: Warum haben steigende Steuereinnahmen keine Auswirkung auf die beschlossenen Sparziele? Noch gewichtiger: Welches Bild von Kirche geben diese Beschlüsse ab? Von 11,3, Mio. €  sollen 4,5 Mio. € bei den kirchlichen Schulen, 1,0 Mio. € durch die Aufgabe des Hauses der Begegnung in Bonn, 420.000,-€ im Bereich der Jugend und 1,0 Mio. € durch eine Reduzierung bei der Bezuschussung der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal erreicht werden.

Gerade 4% der anvisierten Sparsumme  trägt das Landeskirchenamt bei, dessen Stellenplan seit 1999 kontinuierlich wächst. Die Balance stimmt nicht! Und das Bild von Kirche auch nicht. Gottesdienst, Armenfürsorge und Bildung waren einst Martin Luthers Prioritäten. Diese könnten bis heute eine  konsolidierende Wirkung entfalten. Außerdem stimmen manche Argumente nicht. Je nach Interes-senslage werden sie unterschiedlich in Stellung gebracht. Schon das Spardruck-Argument, mit dem Rückgang der Mitgliederzahl würden die Kirchensteuern schwinden, erweist sich seit 1975 als Mär. Ähnliche Ungereimtheiten begleiteten den Beschluss zur Erhöhung der Versorgungskassenumlage von 22% auf 24 %. Den Gemeinden wird damit um 12 Mio. € tiefer in die Tasche gegriffen, damit das Ziel einer 70% kapitalgedeckten Versorgungskasse im Jahr 2022 erreicht wird, statt wie geplant 2026. Die Scheunen werden wie zu Pharaos-Zeiten gefüllt. Damit hat das Sicherheitsbedürfnis der schwäb-ischen Hausfrau über das Gottvertrauen rheinischer Frohnaturen obsiegt. Das Rheinland beschleu-nigt damit seine Spargeschwindigkeit im Unterschied zu Westfalen um 2%. Sind die Gläser halbvoll oder halbleer? Vieles in der Betrachtungsweise ist relativ.

Ein Makel der Synode bleibt es, dass Akteure, die sich zu festgeschnürten Paketen kritisch verhalten, mehr als Störfälle, denn als konstruktive Geister angesehen werden. Doch eine kritisch-konstruktive Begleitung der EKiR mit ihrer respektablen Kirchenleitung ist nötig, damit  Gemeinden nicht noch mehr unter die Räder des Landeskirchenamtes geraten. Die Kirche ist ein Hybrid aus Institution, Organisation und Geist in Bewegung. Sie braucht mehr geistreiche Reformation statt geistarme Reförmchen!

Am Ende kam Gott trotzdem noch zur Welt, als wir uns unter der Überschrift „Gerade jetzt gemeinsam“ in gewohnter Klarheit der Themen Flüchtlinge und islamistischer Terror annahmen. Sprudelnde Kirchensteuern machten es möglich, 1 Mio. € für den Ausbau kirchlicher Flüchtlingsarbeit zur Verfügung zu stellen. Und das steht jeder Kirche gerade nach solcher Spardebatte gut zu Gesicht! 

 

 

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