Widerstand wächst

Zahlreiche Kreissynoden fordern Korrekturen und mehr Beteiligung am Reformprozess unserer Kirche
Von Hans-Jürgen Volk

Mitte November 2011 haben bereits mindesten 10 Kreissynoden entweder ein Proponendum im Blick auf die Pläne zur Personalplanung und zur Verwaltungsstrukturreform gefordert oder eine stärkere Beteiligung der Basis in anderer Weise angemahnt. Dahingehende Beschlüsse an die Landessynode liegen mittlerweile aus folgenden Kirchenkreisen vor: Aachen, Bad Godesberg-Voreifel, Bonn, Essen, Jülich, Kleve, Koblenz, Köln-Rechtsrheinisch, Köln-Süd und Simmern-Trabach. Die Kreissynode des Kirchenkreises Wuppertal fordert ebenfalls Korrekturen sowohl beim Thema Personalplanung wie auch bei der Verwaltungsstrukturreform. Einen nicht ganz vollständigen Überblick über die Positionierungen der Kreissynoden der letzten Zeit kann man sich auf: http://www.ekir.de/www/service/kreissynoden-14597.php verschaffen. Zahlreiche Beschlussvorlagen und Beschlüsse hat Manfred Alberti auf http://www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de/ gesammelt.

Die Anträge haben unterschiedliche Schwerpunkte. Je nach Betroffenheit vor Ort widmet man sich mehr dem Thema Personalplanung oder der Verwaltungsstrukturreform. Bestimmte Grundmuster werden allerdings deutlich: Dort, wo die bisher bekannten Pläne zu einer Verwaltungsstrukturreform die stärksten Eingriffe in bisherige Strukturen vorsehen, ist der Widerstand am heftigsten. Allen Stellungnahmen gemeinsam ist die Forderung nach mehr Mitwirkung am Reformprozess. Man möchte die Gestaltungshoheit über den kirchlichen Alltag vor Ort zurückgewinnen.

In einem lesenswerten Beitrag bringt es der Presbyter der Kirchengemeinde Brühl Gerhard von Richthofen auf den Punkt (unter http://www.kirche-bruehl.de/cms/content/view/696/1/). „Die Gemeinden verlieren ihre Handlungsfreiheit. Ein Presbyterium, das seine Mitarbeiter weder einstellt noch bezahlt, und auch nicht ihr Dienstvorgesetzter ist, ist ohne Macht.“ -so seine Analyse. Im Blick auf die Vorlagen der Kirchenleitung schreibt er: „Die Anträge zeigen ein tiefgreifendes Misstrauen der Kirchenleitung gegenüber den Gemeinden und ihren Presbyterien. Sie traut ihnen eine Lösung in eigener Regie nicht zu.“ „Das Misstrauen hie und das Gefühl der Missachtung da macht die Auseinandersetzung hochemotional.“

Der Beitrag von von Richthofen ist deswegen so wichtig, weil er in Vielem die Befindlichkeit von kompetenten und engagierten Ehrenamtlichen in unserer Kirche wiedergibt. Ein Misstrauen gegenüber der kirchlichen Basis, das sich immer stärker strukturell verstetigt, ist auf Dauer tödlich für die Motivation von Ehrenamtlichen.

Man muss wohl lange zurückblicken in der Geschichte der Ev. Kirche im Rheinland, um auf eine vergleichbare Bewegung der Basis gegen landeskirchliche Vorgaben zu stoßen. Es bleibt zu hoffen, dass die Mitglieder der Kirchenleitung und des Kollegiums, der landeskirchlichen Ausschüsse und vor allem der Landessynode dies entsprechend wahrnehmen. Die Landeskirche ist angewiesen auf Ehrenamtliche, die Beschlüsse vor Ort mit Engagement und Überzeugung umsetzen. Wenn man Menschen, die sich einbringen wollen, dagegen demotiviert und auf ihre Wortmeldungen mit Abwehrreflexen reagiert, bereitet man das Scheitern der eigenen Pläne vor. Der Wunsch der kirchlichen Basis nach mehr Beteiligung und deutlicheren Korrekturen an den Reformprojekten artikuliert sich deutlich in den Positionierungen zahlreicher Kreissynoden in den vergangenen Wochen. Wird darauf nicht spürbar und überzeugend eingegangen, kommt auf unsere Kirche tatsächlich eine schwere Zerreißprobe (v. Richthofen) zu.

 

 

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