49,7 Mio. EUR in schwarzer Kasse aufgetaucht!
Hoffnung auch für die Finanzprobleme der rheinischen Kirche?
Von Hans-Jürgen Volk
Für berechtigte Aufregung sorgt ein spektakulärer Vorgang im Landkreis Herford in Ostwestfalen: 49,7 Mio. € Schwarzgeld sind beim örtlichen Kirchenkreis entdeckt worden. Bereits seit 1967 bestand die schwarze Kasse, die offenbar als Rückstellung jenseits der offiziellen Buchführung für „schlechtere Zeiten“ gedacht war. Nach einer Sonderprüfung durch die westfälische Landeskirche werden jetzt die Mitglieder der Kreissynode informiert.
Ursprünglich bestand der Kapitalstock aus 1,5 Mio. DM (so die Recherche der Neuen Westfälischen - www.nw-news.de) und wurde bei einer Hamburger Privatbank angelegt - abseits der regulären Finanzverwaltung des Kirchenkreises. „Die Kreissynode, oberstes Beschlussorgan des Kirchenkreises, sowie der Finanzausschuss sollen zu keiner Zeit Kenntnis davon gehabt haben. Befasst waren, so die Auskunft des Superintendenten Michael Krause, jeweils neben anderen seine Amtsvorgänger, der Verwaltungsleiter, die Kassenleitung und "in einigen Zeitabschnitten" auch der gesamte Kreissynodalvorstand.“ (Aus dem Beitrag der Neuen Westfälischen)
Geht man von dem ursprünglichen Anlagebetrag aus, würde sich eine jährliche Verzinsung von etwa 10% ergeben. Naheliegend ist, dass es sich hierbei kaum um eine Anlageform handeln dürfte, die ethischen Standards genügt. Regelmäßige „kleinere Zuzahlungen“ werden allerdings eingeräumt. Verdacht erregt vor allem die Darstellung, ähnlich hohe Zinserträge seien auch während der Finanz-und Wirtschaftskrise erzielt worden. Mit welchen Anlagen in Krisenzeiten hohe Renditen zu erzielen sind, ist ja bekannt. Nicht auszuschließen ist allerdings auch, dass man aus christlicher Barmherzigkeit in Staatsanleihen von Ländern wie Griechenland, Irland oder der Elfenbeinküste investiert hat.
In jedem Fall wurde über Jahrzehnte hinweg eine Kreissynode über die tatsächlichen Vermögensverhältnisse des Kirchenkreises getäuscht und fasste Beschlüsse auf Grund einer falschen Tatsachenbeschreibung. Das Wort von dem „besseren Überblick“ oberer Leitungsorgane erhält hier einen neuen Klang. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Aussage des Superintendenten Krause, die Erträge könnten dazu dienen, „Mindereinnahmen zu einem gewissen Grad auszugleichen.“
Auch in der evangelischen Kirche im Rheinland gab es ja einmal eine exponierten Finanzverantwortlichen, der im Blick auf schlechtere Zeiten ein höchst komplexes System diverser Kapitalstöcke und Fonds verantwortete. Möglicherweise hat er ja auch im einen oder anderen Kirchenkreis Nachahmer gefunden. Lohnend wäre die „Schatzsuche“ auch im Rheinland allemal, vielleicht mit Hilfe einer kompetenten Detektei, die sich auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert hat. Man muss nur aufpassen, dass die höchstwahrscheinlich so gewonnenen „Erträge“ nicht gleich der Versorgungskasse zugeführt werden, die wird nämlich nicht nur von Rheinländern, sondern auch von Westfalen, möglicherweise sogar von listigen Ostwestfalen verwaltet.
Mittlerweile wurden übrigens Disziplinarverfahren gegen alle Beteiligten einschließlich des Superintendenten eingeleitet (so die FR vom 19.01.2010). Auch die örtliche Staatsanwaltschaft interessiert sich für den Fall.